Rohrstrahlanlagen
Innenstrahlanlagen für Rohre und Coils
Rohre können im Gegensatz zu anderen Hohlkörpern liegend gestrahlt werden, weil das Strahlmittel bzw. die Druckluft aus dem anderen Ende entweichen kann. Der Rohrstrahlprozess besteht aus dem eigentlichen Strahlvorgang und dem anschließenden Sauberblasen mit Druckluft. Um das erneute Einbringen von vereinzelten Strahlmittelkörnern zu verhindern, wird zum Sauberblasen keine Strahlluft, sondern über einen Bypass eingespeiste Reinluft verwendet.
Rohre mit kleinen Durchmessern werden nach dem Durchstrahlverfahren, Rohre mit großen Durchmessern nach dem Lanzenstrahlverfahren gestrahlt.
ungestrahltes Rohr
gestrahltes Rohr
I. Durchstrahlverfahren
Beim Durchstrahlverfahren wird die Strahldüse von außen an das Rohr angedockt. Die Strahlwirkung basiert auf einer fortwährenden Reflektion des Strahlmittels von der Rohrinnenoberfläche (Rikochett-Effekt). Das am anderen Rohrende austretende Strahlmittel wird in einer Auffangkabine gesammelt und von dort aus zur Strahlanlage zurücktransportiert. Beim Durchstrahlverfahren werden häufig Problast® Rücksaugstrahlanlagen eingesetzt.
Durchlaufstrahlanlage mit automatischer Beladung:
Durchlaufstrahlanlage mit manueller Beladung:
Das Durchstrahlverfahren wird bei Rohrinnendurchmessern bis max. 80 mm eingesetzt. Bei größeren Durchmessern ist die abrasive Wirkung zu schwach, so dass dann das Lanzenstrahlverfahren (s.u.) zum Einsatz gelangt. Nachfolgend einige Varianten bzw. Komponenten von Rohrstrahlanlagen, die im Durchstrahlverfahren arbeiten:
Strahlanlage für Kupferrohre
Durch den Strahlvorgang wird der Kohlenstoffgehalt an der Oberfläche der Kupferrohre verringert. Gleichzeitig wird durch die Aufrauung der Oberfläche die Ausbildung der vor Korrosionen schützenden Malachitschicht in besonderem Maße gefördert. Strahlmittel: Edelstahlgrit, Korund.
Strahlanlage für Titanrohre
Das Innenstrahlen von Titanrohren dient sowohl der Glättung von „Defekten“ vom vorausgegangenen Ziehprozess als auch dem Herstellen eines gleichmäßigen Oberflächenfinishs mit geringer Rautiefe. Strahlmittel: Siliziumkarbid und Korund in abgestuften Körnungen.
Strahlanlage für Edelstahlrohre
Strahlanlage für Coils
II. Lanzenstrahlverfahren
Bei größeren Rohrdurchmessern werden am Ende einer Lanze montierte Strahldüsen in das Rohr eingefahren. Die Rohre werden wahlweise mit einer Rundstrahldüse oder einer Winkelstrahldüse bei gleichzeitiger Rohrrotation gestrahlt.
Lanzenstrahlanlage mit einer Kabine und Rohrrotation (Option)
Lanzenstrahlanlage mit zwei Kabinen und Rohrrotation (Option)
Rundstrahldüse
Winkelstrahldüse(n)
Anwendungsbeispiele
Ölförderrohre: Dekontamination
Der bei der Ölförderung sich an den Rohwandungen ablagernde, radioaktive Schlamm wird durch Druckluftstrahlen enfernt. Der Staubaustrag erfolgt in spezielle Entsorgungsfässer.
1-Stationen Strahlanlage mit Rohrrotation
Rotationsvorrichtung und Strahlmittel-Auffangkabine
Das Rohrende wird in einer Strahlmittel-Auffangkabine positioniert. Anschließend wird die Strahllanze in das Rohr gefahren und im Rückwärtsgang gestrahlt und mit Reinluft sauber geblasen.
Stahlrohre: Entzunderung nach der Wärmebehandlung
Augrund der großen Rohrdurchmesser kommt hier eine Strahllanze mit rotierendem Düsenkopf zum Einsatz.
1-Stationen Strahlanlage mit rotierendem Düsenkopf
Strahllanze mit rotierendem Düsenkopf
Der Düsenkopf ist mit zwei großen Strahldüsen bestückt. Die Rotation wird über einen pneumatischen Antrieb erzeugt.
Kombiniertes Innen- und Außenstrahlen
Häufig müssen Rohre sowohl innen als auch außen gestrahlt werden. Bei kurzen Rohren können diese Prozesse parallel in einer Druckluftstrahlanlage erfolgen. Bei langen Rohren erfolgt das Außenstrahlen dagegen in einer dedizierten Schleuderradstrahlanlage.
Anwendungsbeispiele
Schleudergusskokillen: Regelmäßige Reinigung
Gussformen müssen regelmäßig gereinigt werden. Bei dieser Anlage erfolgt das Innen- und Außenstrahlen parallel in einem Arbeitsgang.
Kokillenstrahlanlage mit verfahrbarem Kabinendach
Kokillenstrahlanlage (Außenansicht)
Außenstrahlen
Innenstrahlen
Stahlrohre: Entfernung einer Zunderschicht
Bei der Entzunderung von Rohren erfolgt in aller Regel auch eine Strahlbearbeitung der Rohraußenseite mit Schleuderrad-Strahlanlagen. In diesem Fall ist es sinnvoll, die Außenseite vor der Innenseite zu strahlen, da durch das Außenstrahlen Strahlmittelreste im Rohr verbleiben, die durch das Innenstrahlen bzw. das nachfolgende Ausblasen entfernt werden.
Anlagenverbund zum Innen- und Außenstrahlen von Rohren
Achstragrohre: Entfernung von Zunderresten
Nach der Wärmebehandlung und vor der spanenden Weiterbearbeitung werden Achstragrohre von anhaftenden Zunderresten befreit.
Kombinierte Innen- und Außenstrahl-anlage für Achstragrohre
Innenansicht der Achstragrohre vor und nach der Strahlbehandlung
Aluminiumrohre: Aufrauung vor der Verklebung
Aluminumrohre werden vor dem Innenschäumen und der Außenverklebung mit Korund aufgeraut.
Kombinierte Innen- und Außenstrahlanlage
Innen- und Außenstrahldüsen
Die Rohre können wahlweise parallel bzw. nacheinander innen- und außengestrahlt werden. Während des Strahl-vorganges und des anschließenden Ausblasens wird das Rohr rotiert.
Staubfreies Innenstrahlen mit Strahlkopf
Ab einem Innendurchmesser von ca. 250 mm können Rohre auch staubfrei mit dem Strahlkopf einer Problast® Rücksaugstrahlanlage gestrahlt werden. Hierdurch entfällt die ansonsten notwendige Strahlmittel-Auffangkabine am Ende des Rohres sowie der Strahlmittelrücktransport zum Strahlgerät:
Staubfreies Innenstrahlen mit Problast Rücksaugstrahlanlage